Veranstaltung "Zusammen gegen Menschenhandel" und Abschied Monika Cissek-Evans, Leiterin der Beratungsstelle JADWIGA

Am 15. Juli 2022 fand in München eine Veranstaltung zur offiziellen Verabschiedung von Monika Cissek-Evans, der langjährigen JADWIGA-Leiterin, statt. Die Veranstaltung stand unter der Überschrift "Zusammen gegen Menschenhandel – Vorträge zum Thema Kooperation als Erfolgsfaktor". Dabei wurde insbesondere die Rolle und Bedeutung der Fachberatungsstellen – und hier natürlich vor allem von JADWIGA – im Kampf gegen den Menschenhandel hervorgehoben. Die offizielle Verabschiedung nahm die Geschäftsführerin von "STOP dem Frauenhandel", Juliane von Krause, vor. Monika Cissek-Evans, die sicher auch in ihrem jetzt beginnenden Ruhestand "am Thema dran bleiben wird", hat seit 1999 die Arbeit der JADWIGA-Fachberatungsstellen in München und Nürnberg, die Betroffenen von Menschenhandel helfen, aufgebaut und geleitet. In den Jahren 2000/2001 gehörte sie auch zu den Mitbegründerinnen des "Aktionsbündnisses gegen Frauenhandel in Bayern". Im Koordinierungskreis dieses Netzwerks spielte sie seitdem eine tragende Rolle.

Der frühere Renovabis-Geschäftsführer Burkhard Haneke hob beim Abschied noch einmal den wertvollen Beitrag von Monika Cissek-Evans für das Aktionsbündnis hervor.
Bei der Abschiedsveranstaltung hob der frühere Renovabis-Geschäftsführer Burkhard Haneke den Beitrag von Monika Cissek-Evans für das Aktionsbündnis hervor. Ihre Expertise und Vernetzung im Themenfeld der Menschenhandels-Problematik, aber ebenso ihre Empathie mit den Betroffenen und ihren "kämpferischen Geist" habe er stets sehr bewundert, sagte Haneke in einem Grußwort. Ihre Beiträge zur Vorbereitung der zahlreichen Fachtagungen des Aktionsbündnisses (seit 2004 zusammen mit Renovabis und der Hanns-Seidel-Stiftung) seien unverzichtbar gewesen. Das Aktionsbündnis ist Frau Cissek-Evans dafür außerordentlich dankbar und wünscht ihr für ihren (Un-)Ruhestand alles Gute, Glück, Gesundheit und Gottes Segen!

Lesen Sie dazu auch die Pressemitteilung von JADWIGA:

Zusammen gegen Menschenhandel

Fachveranstaltung von STOP den Frauenhandel bringt wichtige Akteure zusammen Monika Cissek-Evans, Pionierin von JADWIGA in den Ruhestand verabschiedet

München, 20. Juli 2022. JADWIGA, die Fachberatungsstelle für Frauen, die von Menschenhandel, Zwangsprostitution oder Zwangsheirat betroffen sind, hat im vergangenen Jahr in Bayern 243 Frauen unterstützt. Bei einer Fachtagung in München am 15.7.2022 hat JADWIGA Fachkräfte aus unterschiedlichsten Bereichen zusammengebracht, „denn unsere Arbeit kann nur erfolgreich sein, wenn wir gut mit den Staatsanwaltschaften, der Polizei, Frauenhäusern, kommunalen Stellen und Opferschutzorganisationen im Ausland zusammenarbeiten,“ sagt Juliane von Krause, die Geschäftsführerin von STOP dem Frauenhandel, zu der JADWIGA gehört. Ihre Organisation wolle betroffene Frauen aus den kriminellen Netzen befreien und ihnen die Unterstützung zukommen lassen, die ihnen gemäß internationalen Vereinbarungen zusteht.

Dr. Christiane Nischler-Leibl, Leiterin der Abteilung für Frauenpolitik, Gleichstellung und Prävention im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales betonte, dass es in der Arbeit für Betroffene von Menschenhandel letztlich auch darum gehe, die Freiheit zu verteidigen, denn Frauenhandel sei eine moderne Form der Sklaverei. Die 3. Bürgermeisterin von München, Frau Verena Dietl sprach in einer Videobotschaft ihre große Anerkennung für die erfolgreiche Arbeit von JADWIGA und speziell Frau Cissek-Evans aus.

Eine Besonderheit in München sei die gute Zusammenarbeit der Anmeldestelle für Prostituierte mit der Fachberatungsstelle JADWIGA, sagte Alain Langefeld, Leiter des Sachgebietes Anmeldung nach dem Prostituiertenschutzgesetz im Kreisverwaltungsreferat“. Ihm ist besonders die Kooperation mit den JADWIGA-Mitarbeiterinnen sehr wichtig, deren Muttersprache Ungarisch, Bulgarisch, Rumänisch und Ukrainisch sei. „In der Beratung bei der Münchner Anmeldestelle für Prostituierte stellt sich immer wieder heraus, dass sich die Anmelderin in einer Zwangslage befindet, und gar nicht in die Prostitution will“, so Langefeld. Durch die Kooperation mit JADWIGA könnten diese Frauen sofort unterstützt und sicher untergebracht werden, oder auf Wunsch die Reise nach Hause organisiert werden. Sophia Wirsching, Geschäftsführerin des KOK in Berlin, dem bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel, betonte, dass JADWIGA München mit diesem Beratungsangebot eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt.

Monika Cissek-Evans (links) und Juliane von Krause, die Geschäftsführerin von STOP dem Frauenhandel, zu der JADWIGA gehört.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde Frau Cissek-Evans in den Ruhestand verabschiedet. Als Pionierin der Frauenarbeit baute sie in den 80er Jahren bei dem Verband IN VIA Bayern – Katholische Mädchen und Frauensozialarbeit die Münchner Beratungsstelle KOFIZA auf. Dann, Ende der90er Jahre, als aufgrund der Grenzöffnungen viele Frauen aus Russland, Tschechien oder Polen nach Deutschland gehandelt wurde, setzte sich Frau Cissek-Evans dafür ein, dass ein spezielles Hilfsangebot geschaffen wurde: die Fachberatungsstelle JADWIGA für Betroffene von Menschenhandel in München, zunächst nur mit einer Halbtagsstelle. Die Aufgaben wuchsen seither, auch aufgrund neuer Arbeitsbereiche, wie der Unterstützung von Opfern von Menschenhandel im Flüchtlingsbereich oder Betroffenen von Zwangsverheiratung. Zuletzt hatte Frau Cissek-Evans die Fachleitung für 14 Mitarbeiterinnen bei JADWIGA München und Nürnberg, 5 Mitarbeiterinnen davon in der Schutzeinrichtung Scheherazade. Für die Zukunft wünscht sich Monika Cissek-Evans, dass der Handel mit Kindern stärker in den Fokus von Strafermittlungen rückt, und auch Jugendämter und andere soziale Einrichtungen stärker aktiv werden.

Fachtagung zur Bekämpfung des Menschenhandels und aller Formen der sexuellen Ausbeutung Ausstellung: „Rückkehr in Würde. Chancen für ein selbstbestimmtes Leben“

Doku 10 Jahre Aktionsbündnis gegen Frauenhandel

Cover der Dokumentation Zum 10-jährigen Bestehen des Aktions­bünd­nisses ist eine Publikation entstanden, die die Entwicklung des Aktionsbündnisses und die Themenschwerpunkte der vergangenen Jahre dokumentiert. Sie finden darin u.a. Tagungsbeiträge und Informationen über Referenten und Mitglieder.

Dokumentation herunterladen: Dokumentation 10 Jahre Aktionsbündnis gegen Frauenhandel (PDF, 1.2 MB)